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Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2023 an Josephine Mark, Werner Rohner, Chantal-Fleur Sandjon und Josefine Sonneson

Die Gewinnerinnen und Gewinner der Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2023 stehen fest: In der Sparte Kinderliteratur gehen die Stipendien an Josephine Mark für Trip mit Tropf (Kibitz Verlag) und an Werner Rohner für Mehr als ein Wunsch (Verlag Freies Geistesleben). Die Jugendbuch-Stipendiatinnen sind Chantal-Fleur Sandjon für Die Sonne, so strahlend und Schwarz (Thienemann Verlag) und Josefine Sonneson für Stolpertage (Carlsen Verlag).

Erstmals stellen der Arbeitskreis für Jugendliteratur und der Deutsche Literaturfonds die Nachwuchsautorinnen und -autoren in einem eigenen Format auf der Leipziger Buchmesse vor. Am 28. April 2023 um 14.00 Uhr berichten die Stipendiatinnen und Stipendiaten im Gespräch mit Jurymitglied Christine Knödler von ihrer Arbeit und lesen aus ihren ausgezeichneten Werken (Lesetreff in Halle 3, B400). Die Leipziger Buchmesse ist Partnerin der Veranstaltung.

Alle Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und mit je 18.000 Euro dotiert. Jährlich stehen somit 72.000 Euro für die Förderung deutschsprachiger Autorinnen und Autoren zur Verfügung. Der Deutsche Literaturfonds und der Arbeitskreis für Jugendliteratur würdigen damit die Leistungen von Kinder- und Jugendbuchautorinnen und -autoren, die erste überzeugende Titel veröffentlicht haben, und unterstützen sie bei ihrer Positionierung auf dem Buchmarkt.

Josephine Mark für Trip mit Tropf

Josephine Mark studierte Kultur- und Medienpädagogik in Merseburg und gestaltete parallel Plattencover, Plakate und Flyer für Bands sowie studentische Projekte. Für Trip mit Tropf wurde sie 2022 mit dem Max und Moritz-Preis ausgezeichnet.

Begründung der Jury

Manchmal reicht die minimale Verschiebung einer Linie – schon wird aus einer fragend gelüpften Augenbraue ein durchgehender Kummerbalken. Auch die Zeichen-Sprache der Ohren spricht Bände: Kühn gereckt, waagrecht gestreckt, angelegt oder gehörnt bilden sie geballtes (Innen-) Leben ab. Um nichts weniger als das geht es: Erst rettet Kaninchen Wolf das Leben, dann hat Wolf den Nager samt Medikamentenplan und Tropf an der Hacke. Was Wolf nervt, ist Rumheulen. Dafür weiß er stets, wo’s lang geht. Das ist wichtig, denn Kaninchen ist sehr krank. Mit ungeheurem Witz und aberwitzigem Tempo rumpeln die beiden durch den Wald, mit „MRÖÖM“ und „WUUUSCH“ Berge runter, Landstraßen entlang, auf der Flucht vor durchgeknallten Jägern und Mitwölfen, durch Eis, Schnee, Tag und Nacht. Immer Richtung Hoffnung. Dabei spiegeln der Wechsel aus rasanten Panels und der Ruhe ganzseitiger Landschaftsbilder, das kluge, stimmungsvolle Farbkonzept und die laut-malerische Zuspitzungskraft des Comics das ganze Können von Josephine Mark. Zärtlich, unerschrocken und durch und durch ermutigend lässt sich das auf vielen Ebenen lesen, anschauen, hören, spüren. Ob als abgefahrene Roadstory, Kranken- und sowieso als Freundschaftsgeschichte: Trip mit Tropf ist ein Ereignis.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

Werner Rohner für Mehr als ein Wunsch

Werner Rohner wurde 1975 in Zürich geboren, wo er, nach längeren Schreibaufenthalten in Rom, Langenthal und Los Angeles, derzeit als freier Schriftsteller lebt. Mehr als ein Wunsch ist sein erstes Kinderbuch.

Begründung der Jury

Eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln? Nur allzu leicht wandert ein solcher Titel als Saisonware auf den Weihnachtsbüchertisch und damit an einer ihm gebührenden Wahrnehmung vorbei. Werner Rohner nutzt den strengen Rahmen von erzählter Zeit und Adventskalendertürchenanzahl, um eine ganze Familiengeschichte aufzublättern. Tag für Tag rückt Heiligabend näher. Sunny ist damit beschäftigt, seinen viel zu langen Wunschzettel zu überdenken. Nur ein Wunsch, mehr ist nicht drin, hat Papa gesagt. Klar, eine Wetterfernbedienung wäre toll, aber nicht jeder Wunsch ist eben erfüllbar. Wie der nach Gesundheit für Mamma. Das hat vor zwei Jahren auch nicht funktioniert: Da ist sie gestorben. Aber das Leben geht weiter, trotz aller Trauer. Also muss Sunny wohl etwas nachhelfen, um zwischen der netten Postbotin und Papa etwas einzufädeln. Vielleicht sogar bis Heiligabend. Und dann ist da ja auch noch Oma, die neuerdings Schubladen beschriftet und Weihnachten mit ihnen feiern wird. Werner Rohner erzählt in ausgewogener Balance zwischen kindlichem Hoffen und Bangen. Eine gehörige Portion Realität ist dabei, und trotzdem entfaltet er daraus rührende wie überraschende Momente, in gelungenen Dialogen und klischeefrei am Happyend vorbei.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

Chantal-Fleur Sandjon für Die Sonne, so strahlend und Schwarz

Chantal-Fleur Sandjon lebt und schreibt in Berlin. Als afrodeutsche Autorin und Spoken-Word-Künstlerin gilt ihr Interesse besonders der vielschichtigen Darstellung Schwarzer Lebenswelten in Deutschland. Seit 2019 begleitet sie diskriminierungsbewusste Literaturprojekte.

Begründung der Jury

Dies ist ein im Wortsinn außer-ordentlicher Roman: Die Sonne, so strahlend und Schwarz ist ein Versroman. Schon formal tanzt er aus der Reihe. Tanzt er? Was erzählt wird ist hart. Es geht um Gewalt in der Familie, um Ausgrenzung, Rassismus, darum, im Stich gelassen zu werden und selbst loslassen zu müssen. Und es geht um die erste große Liebe. Dabei gilt genauso: Grenzen sind zum Überwinden da, Kunst und Leben gehen transgender, sie tanzen aus der Reihe. Auch Nova tanzt. Als Rollkunstläuferin weiß sie vor allem, was es heißt, zu fallen und wieder aufzustehen. Es ist eines der vielen sorgfältig gesetzten Motive, das Chantal-Fleur Sandjon der Turbo-Realität sprachschön entgegenhält. Dann stolpern Silben Zeilen hinauf wie Treppen, dann gehört sogar Schweigen zum souveränen Sound dazu, dann ergibt der Tanz der Worte den Tanz der Gefühle. Und umgekehrt. Dann sind die einzelnen Gedichte kunstvoll zu einem großen Ganzen komponiert. Politisch, poetisch, präzise ist diese Stimme neu, die Perspektive längst an der Zeit: Endlich ist Schwarz groß geschrieben. (Selbst-)Erkenntnis genauso. Das trifft, betrifft und macht betroffen. Es geht unter die Haut und zu Herzen. Und bleibt.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

Josefine Sonneson für Stolpertage

Josefine Sonneson lebt in Hildesheim in einem Hausprojekt am Waldrand und ist ansonsten am liebsten in Italien. Nach einem Grundstudium der Philosophie studiert sie nun Literarisches Schreiben und Lektorieren. Stolpertage ist ihr Debüt.

Begründung der Jury

Die Tage im Leben der 13-jährigen Jette sind zu „Stolpertagen“ geworden. Zu Tagen, an denen jeder Schritt Gefahr läuft, sich an Herumliegendem zu stoßen, einen ins Straucheln zu bringen. Herumliegend sind einerseits Erinnerungen, Sehnsüchte, Sorgen, Zweifel und Ängste. Andererseits liegen der Protagonistin auch ganz gegenständlich Relikte ihrer eben vergangenen Kindheit im Weg. Zusammen mit den überall in der Wohnung verstreuten Umzugskartons machen sie Jette unausweichlich klar, dass ihr Leben sich wandelt. Weil ihre Eltern sich getrennt haben, steht der Umzug aus dem Familienhaus bevor. Die Mutter hat einen neuen Freund. Der Vater wird schmerzlich vermisst. Die ältere Schwester macht Abitur. Die Entfremdung von der einst besten Freundin Walli tut weh. Zu den ohnehin schon viel zu vielen Abschieden in Jettes Leben kommt ein weiterer hinzu, den zu begreifen sie die meiste Kraft kostet. Zugleich aber binden sich an den Tod des geliebten Großvaters Ideen davon, wie das Leben trotz seiner Schnelligkeit und des stetig fließenden Verlusts dennoch lebbar sein kann. Josefine Sonnesons junge Ich-Erzählerin ist eine sensible Beobachterin ihrer Welt und ihrer selbst mitten darin. Kraftvoll und klar findet sie Worte für schwer Begreifbares und mit diesen ihren Weg.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

Jury

Der Jury zu den Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2023 gehören an:

  • Christine Knödler (Freie Journalistin)
  • Prof. Dr. Iris Kruse (Vorsitzende der Kritikerjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2023)
  • Ralf Schweikart (Vorsitzender des Arbeitskreises für Jugendliteratur)

Stipendien – für wen und warum?

Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien werden seit 2010 jährlich vom Deutschen Literaturfonds und dem Arbeitskreis für Jugendliteratur vergeben. Sie gehen an Autorinnen und Autoren von Kinder- und Jugendbüchern, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, sich aber bisher keine starke Marktposition erarbeiten konnten.

Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ein nächstes Buchprojekt unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen verwirklichen zu können.

Sowohl der Deutsche Literaturfonds als auch der Arbeitskreis für Jugendliteratur möchten damit die aktuelle deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur fördern und unterstützen.

2021 wurde die Anzahl der bewährten Stipendien erhöht. Der Deutsche Literaturfonds und der Arbeitskreis für Jugendliteratur weiteten ihre Kooperation auf die Sparte Kinderbuch aus. Analog zu den Jugendliteratur-Stipendien gibt es nun zwei zusätzliche Kinderliteratur-Stipendien. Alle Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und jeweils mit 18.000 Euro dotiert. Jährlich stehen somit 72.000 Euro für die Förderung deutschsprachiger Autorinnen und Autoren zur Verfügung.

Auswahlverfahren

Das Auswahlverfahren ist an den Deutschen Jugendliteraturpreis angebunden. Eine Bewerbung um ein Stipendium erfolgt automatisch durch die Einreichung eines deutschsprachigen Kinderbzw. Jugendbuchs für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die Einreichfrist endet jährlich Ende September.

Alle deutschsprachigen Originalausgaben in den Sparten Kinderbuch und Jugendbuch werden von einer unabhängigen Jury geprüft. Übersetzungen sowie Einreichungen in anderen Sparten finden keine Berücksichtigung. Ausschlaggebend für die Vergabe der Stipendien-Preise ist allein die literarische Qualität der zu prüfenden Kinder- und Jugendbücher. Die Entscheidung für die Stipendiaten fällt unabhängig davon, ob die Autorinnen und Autoren für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind.

Jurybegründungen: © Christine Knödler

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