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Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2024 an Mareike Krügel, Andreas Langer, David Blum und Caroline Wahl

Die Gewinnerinnen und Gewinner der Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2024 stehen fest: In der Sparte Kinderliteratur gehen die Stipendien an Mareike Krügel für Almuth und der Hühnersommer (Beltz & Gelberg) und an Andreas Langer für Schneekinder (Ueberreuter). Im Bereich Jugendliteratur werden David Blum mit Kollektorgang (Beltz & Gelberg) und Caroline Wahl mit 22 Bahnen (DuMont) ausgezeichnet.

Wie schon 2023 stellen der Arbeitskreis für Jugendliteratur und der Deutsche Literaturfonds die Nachwuchsautorinnen und -autoren in einem eigenen Format auf der Leipziger Buchmesse vor. Am 22. März 2023 um 14.00 Uhr berichten die Stipendiatinnen und Stipendiaten im Gespräch mit Jurymitglied Christine Knödler von ihrer Arbeit und lesen aus ihren ausgezeichneten Werken (Lese-Treff in Halle 3, Stand B508). Die Leipziger Buchmesse ist Partnerin der Veranstaltung.

Alle Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und mit je 18.000 Euro dotiert. Jährlich stehen somit 72.000 Euro für die Förderung deutschsprachiger Autorinnen und Autoren zur Verfügung. Der Deutsche Literaturfonds und der Arbeitskreis für Jugendliteratur würdigen damit die Leistungen von Kinder- und Jugendbuchautorinnen und -autoren, die erste überzeugende Titel veröffentlicht haben, und unterstützen sie bei ihrer Positionierung auf dem Buchmarkt.

Mareike Krügel für Almuth und der Hühnersommer

Mareike Krügel, geboren 1977 in Kiel, lebt als freie Autorin (auch für Erwachsene) mit ihrer Familie bei Schleswig. Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Almuth und der Hühnersommer ist ihr zweites Kinderbuch.

Begründung der Jury

Almuth hängt gern kopfüber an der Reckstange. Erstens will sie einen Knie-Sonnenbrand züchten, zweitens sieht die Welt dann ganz anders aus und das ist gut, denn Almuths Leben steht Kopf, seit ihr kleiner Bruder schwer erkrankt und die Familie aus Berlin aufs Land gezogen ist. Hier hängt Almuth mit den Hühnern des betagten Nachbarn ab und geht ihrer Leidenschaft nach: zu retten, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. So weit, so witzig. Der Grund dafür ist schon ernster. „Der Tod und ich, wir konnten uns nicht leiden“, sagt Almuth. Dass das Leben lebensgefährlich sein kann, weiß sie. Und hält mit Missionen dagegen. Das ist von Mareike Krügel abenteuerlustig und nachdenklich, situationskomisch, berührend und souverän sprachspielerisch erzählt. Ihr Talent fürs Schräge, ihr Gespür für Kinderlogik und Kinderempfinden schaffen Szenen, die als Metapher taugen: Dass Almuths neuer Freund zum Angeln am fischleeren See sitzt, nur um seiner Helikopter-Mutter zu entkommen, ist eine davon. Zwischen zu viel (Für-)Sorge und zu wenig, zwischen Überbehütung und Übersehen wird ein roter fliegender Teppich der Beziehungen, Erfahrungen und Figuren ausgerollt und bewiesen: Auch Geschichten können retten. Mutlosigkeit? Wehmut? Almuth her!

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

Andreas Langer für Schneekinder

Andreas Langer, geboren 1980, ist gelernter Journalist und arbeitete anderthalb Jahrzehnte lang als Lokalredakteur und Werbetexter. Mittlerweile verbringt er jedoch bedeutend mehr Zeit damit, sich Geschichten auszudenken und von phantastischen Welten zu erzählen.

Begründung der Jury

Es ist Winter in Jorland und trostlos. Die Erwachsenen werden im Krieg gebraucht, die jungen Männer müssen unter Tage Kohle abbauen, die jungen Frauen kümmern sich um die Kinder und Alten. Bis Arbeiter im Berg einen tödlichen schwarzen Nebel freisetzen und mit ihm seltsame, gefährlich erscheinende Steinwesen. Auf der Flucht vor der nahenden Gefahr macht sich ein Treck aus einem Ochsen, zwei alten Menschen, Kindern und Jugendlichen überstürzt auf in Richtung Stadt. Das Mädchen Elin wird zur Anführerin der Gruppe, muss Entscheidungen treffen und ihre Widersacher im Zaum halten. Die Reise ist strapaziös und entbehrungsreich. Andreas Langer erschafft mit wenigen phantastischen Elementen und Bezügen zur nordischen Sagen- und Mythenwelt einen eigenständigen Geschichtenkosmos, der die Lesenden bis zur letzten Seite in den Bann zieht. Um den zentralen Handlungsrahmen, die Flucht mit all ihren Gefahren, platziert er die sich aus der Gruppe ergebenden inneren Konflikte, die Brüche und Annäherungen, zusammengehalten von der Figur Elins, die über sich hinauswachsen muss. In dieser Konstellation gelingen Andreas Langer immer wieder ungewöhnliche Wendungen, die zeigen, welches Potenzial in ihm als Erzähler steckt.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

David Blum für Kollektorgang

David Blum, geboren 1983 in Potsdam, ist Lektor, schreibt Reisebücher, ist Mitherausgeber von www.otherwriters.de und hat einen Blog über Autor:innenschaft und Elternschaft. Er lebt mit seiner Familie in Leipzig. Kollektorgang ist sein Jugendbuchdebüt.

Begründung der Jury

Jeder Roman hat ein eigenes Einfallstor. Im Debüt von David Blum ist das ein unterirdisches, weit verzweigtes Labyrinth aus Rohrleitungen: Den „Kollektorgang“ erobern eine Handvoll Jugendlicher als ihren Frei-Raum. Er wird zum Tatort werden. Ich-Erzähler Mario ist keine 14 Jahre, als ihm ein Messer in den Bauch gerammt wird. Fortan hockt er auf seinem Grabstein und lässt die Ereignisse Revue passieren. Er erzählt von der Perspektivlosigkeit der Platten der 1990er-Jahre. Von Nicki und seiner Neonazi-Gang. Von Rajko und dessen Schwester Ema, die flüchten mussten. Mit Rajko freundet Mario sich an, in Ema wird er sich verlieben. Schlagfertig, wortkarg, poetisch ist Erzählen hier Einkreisen. Als solle das Labyrinth auch schreibend nachempfunden werden, läuft alles auf einen finalen Boxkampf zu: Nicki gegen Rajko. Rajko wird fast gewinnen. Mario wird sterben. Doch das ist nicht das Ende. In einer Art P.S. erinnert der Autor an den Faustkämpfer Rukeli Trollmann, der 1944 von den Nazis ermordet wurde. Er schreibt über Kontinuität rechter Gewalt, er schreibt gegen Hass und Fremdenhass an. Herausgekommen ist ein herausragend-„unterirdisches“, hochaktuelles Porträt der Jugend zur Nachwendezeit.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

Caroline Wahl für 22 Bahnen

Caroline Wahl, geboren 1995 in Mainz, wuchs in der Nähe von Heidelberg auf, studierte Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen. Caroline Wahl lebt in Rostock. 22 Bahnen ist ihr Debütroman.

Begründung der Jury

Weil Tilda ihre kleine Schwester Ida keinesfalls allein bei der alkoholkranken Mutter lassen will, harrt sie nach dem Abitur im Heimatort aus. Sie pendelt zur nächstgelegenen Universität, jobbt im Supermarkt und sorgt für tragfähige Strukturen im prekären Alltag. Schnörkellos und klar erzählt Tilda von ihrer tatkräftigen Betreuungsarbeit und der verantwortungsschweren Liebe zu Ida. Und sie erzählt von Sehnsüchten, die daneben- und darüberliegen. Im Griff gehalten werden sie durch das regelmäßige Schwimmen der titelgebenden 22 Bahnen. Was Tilda anfangs selbstverständlich schien – zu bleiben, wo sie gebraucht wird –, fällt zunehmend schwer. Gleichaltrigen dabei zuzusehen, wie sie in attraktive Städte und durch aufregende Lebensentwürfe ziehen, wird unaushaltbar, als Tildas Verzichtsbereitschaft aufs härteste herausgefordert wird: Das Angebot einer Promotionsstelle in Berlin muss sie annehmen. Um ihrer selbst willen. Für diesen Aufbruch ins Neue und Andere lässt Caroline Wahl ihre Protagonistin hart mit sich ringen. Am Ende hat sie ihr Freiheitsziel erreicht, ohne dabei je die anderen aus dem Blick verloren zu haben. Es braucht, so erzählt es dieser ganz besondere Coming-of-Age-Roman, keine harten Schnitte, um Freiheit zu leben.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Prof. Dr. Iris Kruse angehören

Jury

Der Jury zu den Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2024 gehören an:

  • Christine Knödler (Freie Journalistin)
  • Prof. Dr. Iris Kruse (Vorsitzende der Kritikerjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2024)
  • Ralf Schweikart (Vorsitzender des Arbeitskreises für Jugendliteratur)

Stipendien – für wen und warum?

Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien werden seit 2010 jährlich vom Deutschen Literaturfonds und dem Arbeitskreis für Jugendliteratur vergeben. Sie gehen an Autorinnen und Autoren von Kinder- und Jugendbüchern, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, sich aber bisher keine starke Marktposition erarbeiten konnten.

Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ein nächstes Buchprojekt unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen verwirklichen zu können.

Sowohl der Deutsche Literaturfonds als auch der Arbeitskreis für Jugendliteratur möchten damit die aktuelle deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur fördern und unterstützen.

2021 wurde die Anzahl der bewährten Stipendien erhöht. Der Deutsche Literaturfonds und der Arbeitskreis für Jugendliteratur weiteten ihre Kooperation auf die Sparte Kinderbuch aus. Analog zu den Jugendliteratur-Stipendien gibt es nun zwei zusätzliche Kinderliteratur-Stipendien. Alle Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und jeweils mit 18.000 Euro dotiert. Jährlich stehen somit 72.000 Euro für die Förderung deutschsprachiger Autorinnen und Autoren zur Verfügung.

Auswahlverfahren

Das Auswahlverfahren ist an den Deutschen Jugendliteraturpreis angebunden. Eine Bewerbung um ein Stipendium erfolgt automatisch durch die Einreichung eines deutschsprachigen Kinderbzw. Jugendbuchs für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die Einreichfrist endet jährlich Ende September.

Alle deutschsprachigen Originalausgaben in den Sparten Kinderbuch und Jugendbuch werden von einer unabhängigen Jury geprüft. Übersetzungen sowie Einreichungen in anderen Sparten finden keine Berücksichtigung. Ausschlaggebend für die Vergabe der Stipendien-Preise ist allein die literarische Qualität der zu prüfenden Kinder- und Jugendbücher. Die Entscheidung für die Stipendiaten fällt unabhängig davon, ob die Autorinnen und Autoren für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind.

Jurybegründungen: © Christine Knödler

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